Wir haben allen Grund zur Freude
Im Mai 1971 sassen Jean-Claude Wenger und Lelio Vieli im «Café Black» und beschlossen, gemeinsame Wege zu gehen. Heute arbeiten 125 Personen an unseren Standorten in Zürich und Zug — und das ist lange nicht alles, was sich geändert hat.
Urs Gut und Konrad Fischer werden Partner, die Kanzlei heisst Wenger Vieli Gut & Fischer.
Wenger & Vieli gründet eine Niederlassung in Zug.
Überführung der Kanzlei in eine Aktiengesellschaft (Wenger & Vieli AG).
Jean-Claude Wenger und Lelio Vieli gründen die Anwaltskanzlei Wenger & Vieli.
Wenger & Vieli bezieht erste Büroräumlichkeiten an der Dufourstrasse 56.
Fusion mit Belser Altorfer & Partner zu Wenger Vieli Belser (und Partner).
50-Jahre-Jubiläum und Rebranding. Wenger Vieli beschäftigt 125 Personen und gehört 22 Partnerinnen und Partnern.
Kanzleigründer Jean-Claude Wenger über seine schwierige Studienzeit, das Geheimnis einer guten Partnerschaft und die Faszination grosser Prozesse.
Ein Gespräch mit Daniel Girsberger und Lorenz Droese über ihren Bezug zur Kanzlei, die studierende Generation und den Wert der Akademie.
Bignia Vieli über die familienunfreundlichen Strukturen traditioneller Wirtschaftskanzleien, ihre Doppelrolle als dreifache Mutter und Anwältin – und ihren Vater.
Initiator Christian Wenger und der künftige Steuermann Michael Baier verraten den Erfolg des Start-up Desks von Wenger Vieli.
Vom Anwalt zum Anwaltsunternehmen: Wenger Vieli steht exemplarisch für die Entwicklung eines ganzen Berufstands – und beschritt doch stets eigene Wege.
Der Anwaltsberuf hat sich in den vergangenen 50 Jahren wesentlich verändert, und er wird sich in den kommenden Jahren weiter stark verändern. Von den Erfolgsfaktoren sind einige unverändert gültig, etwa Unabhängigkeit, Integrität, Schärfe der juristischen Analyse, Engagement oder Empathie. Es sind jedoch auch neue Erfolgsfaktoren dazugekommen, insbesondere die Organisation der Anwaltskanzlei betreffend. Diese Veränderungen des Anwaltsberufs und die damit einhergehende Entwicklung unserer Anwaltskanzlei. Lesen Sie in den folgenden Kapiteln, wie sich die Veränderungen des Anwaltsberufs auf unsere Kanzlei auswirkten, und welche Herausforderungen wir in Zukunft sehen.
Früher stand der Anwalt als Person und Persönlichkeit im Zentrum der Anwaltstätigkeit. Die Zahl der in Zürich praktizierenden Wirtschaftsanwälte war überschaubar, man kannte sich untereinander. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine grosse Nachfrage nach anwaltlichen Dienstleistungen aus dem Ausland, insbesondere aus den USA. Dies war mit ein Grund für die Entwicklung der Wirtschaftskanzleien in Zürich. Die Anwälte begannen, sich zusammenzuschliessen: Jeder arbeitete aber unabhängig und auf eigene Rechnung, man teilte sich lediglich die Kosten der Infrastruktur. Briefe und Rechtsschriften wurden mit Schreibmaschine (und Durchschlägen) erstellt und per Post versandt, später kamen Telex und Telefax dazu. Ausser Festnetztelefonie gab es keine elektronische Kommunikation.
Mit ihrer Gründung im Mai 1971 bezog die Kanzlei Wenger & Vieli Büros an der Seegartenstrasse im Zürcher Seefeld. Später schlossen sich Urs Gut und Konrad Fischer als Partner der Kanzlei an, man trat unter dem Namen Wenger Vieli Gut & Fischer auf. Im Jahr 1996 kamen neue Büroräumlichkeiten im dritten und vierten Stock an der Dufourstrasse 56 hinzu (in unmittelbarer Nähe des bisherigen Standorts).
Früher war der Anwalt ein wahrer Alleskönner, er beherrschte Gesellschaftsrecht, Vertragsrecht, Steuern, Bankenrecht, Erbrecht und so weiter. Mit zunehmender Komplexität der Rechtsgebiete und der Spezialisierungen kam dieses System der unabhängig praktizierenden Anwälte (auch in Bürogemeinschaften) an seine Grenzen. Es wurden mehr Kooperation und Teamarbeit erforderlich, insbesondere aber auch eine Spezialisierung der einzelnen Anwälte. Entsprechend mussten die Kanzleien wachsen und sich neu organisieren. Mit Wirkung per 1. Januar 2001 fusionierte Wenger & Vieli (mit Schwerpunkt auf Gesellschaftsrecht, M&A, Bankenrecht und Prozessführung) mit Belser Altorfer & Partner (mit Schwergewicht Finanzdienstleistungsbereich, Privatklienten und Prozessführung für Banken) zu Wenger Vieli Belser.
Mit der Fusion zu Wenger Vieli Belser wurde eine entscheidende organisatorische Veränderung vorgenommen: Aus zwei Unkostengemeinschaften wurde ein Unternehmen mit gemeinsamer Rechnung. Zudem wurden ein Buchhalter und ein Office Manager eingestellt. Zunächst war es aus Platzgründen nicht möglich, einen gemeinsamen Bürostandort zu beziehen, weshalb das Büro an den zwei Standorten Mühlebachstrasse und Dufourstrasse bestand, verbunden durch eine Richtstrahlantenne.
Durch ein abenteuerliches Manöver konnte bald der zweite und später auch der erste Stock an der Dufourstrasse 56 übernommen werden, sodass Wenger & Vieli nunmehr das ganze Gebäude in Beschlag nahm. Durch grössere Umbauten, etwa den Ausbau der Bibliothek und der Dachterrasse sowie später durch die Schaffung der Klientenzone mit Durchbruch in die Nachbarliegenschaft an der Färberstrasse 6, wurde die Infrastruktur der Kanzlei den steigenden Bedürfnissen angepasst. Nach Ablauf einer Übergangszeit wurde der Name der Kanzlei auf Wenger & Vieli reduziert. Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Kanzlei war 2009 die Überführung der Partnerschaft in eine Aktiengesellschaft (Wenger & Vieli AG) mit Hauptsitz in Zürich und einer Zweigniederlassung in Zug. Die Kanzlei entwickelte sich auch organisatorisch und kulturell mehr und mehr zu einer Firma, bei der nicht mehr der einzelne Anwalt im Vordergrund steht, sondern unser gemeinsames Unternehmen.
Lange verfügte Wenger Vieli über keine eigene Steuerabteilung, sondern arbeitete mit externen Steuerspezialisten zusammen. Da jede wirtschaftsanwaltliche Tätigkeit eine steuerrechtliche Folge hat, wurde diese Situation zunehmend als unbefriedigend empfunden. Wir waren deshalb froh, als sich Stephan Hürlimann mit weiteren steuerrechtlich qualifizierten Mitarbeitenden unserer Kanzlei anschloss. Seither wurde die Steuerabteilung kontinuierlich ausgebaut.
Die zunehmende Spezialisierung sowie die sich verschärfende Konkurrenzsituation auf dem Anwalts- und Steuerberatungsmarkt führten dazu, dass die Fachkompetenz der einzelnen Anwältinnen und Anwälten und der Teams eine immer grössere Bedeutung erlangte. Durch die Spezialisierung und die vertiefte Expertise in den Fachgruppen gelang es Wenger Vieli zunehmend, in grenzüberschreitenden Transaktionen mit den grossen Anwaltskanzleien dieser Welt zusammenzuarbeiten. Mit dem rasanten Wachstum der Kanzlei hielt unser bisheriges IT-System nicht mehr Schritt, weshalb wir 2016 die gesamte IT-Infrastruktur und Datenbearbeitung an einen externen Dienstleister auslagerten. Seither kann ohne Unterschied von jedem Ort der Welt über den Laptop auf das System von Wenger Vieli zugegriffen werden.
Mit der Einführung des elektronischen Datenmanagementsystems im Jahr 2019 machten wir einen wichtigen Schritt hin zum papierlosen Büro. Es war auch höchste Zeit: Die Massnahmen ermöglichten uns, das gesamte Büro innert 24 Stunden ins Homeoffice zu verlegen, als die Covid-19-Pandemie ausbrach.
Am Stichtag 1. Mai 2021, also genau 50 Jahre nach der Gründung von Wenger Vieli, beschäftigt die Kanzlei 125 Personen, darunter 69 Juristinnen/Juristen und Steuerberaterinnen/Steuerberater, davon 22 Partnerinnen und Partner sowie 4 Konsulenten. Das Büro Zug besteht aus 16 Juristinnen/Juristen, davon 3 Partner, und die Steuerabteilung aus 9 Steuerberaterinnen/Steuerberatern, davon 3 Partnerinnen/Partner. Neben unseren unentbehrlichen Assistentinnen und Assistenten verfügt die Kanzlei über ein wunderbares Team unter der Leitung unseres Office Managers Jan Berger und unserer Finanzchefin Nicole Haab, das sich um die Dienstleistungsbereiche IT Support, Marketing, Empfang, Buchhaltung und Infrastruktur kümmert. Seit Dezember 2019 verfügt die Kanzlei auch über eine eigene Verpflegungs- und Begegnungszone, das restaurierte Café Black 1966 in unserem Haus an der Färberstrasse 6. Rasch hat sich das «Black» zu einem beliebten Begegnungsort entwickelt.
So hat sich in den letzten 50 Jahren im Beruf der Rechts- und Steuerberatung und in unserer Kanzlei organisatorisch vieles verändert. Wir sind überzeugt, dass heute nur noch Anwaltskanzleien am Markt bestehen können, die neben hervorragenden Mitarbeitenden auch über eine ausgezeichnete Organisation verfügen. An die Stelle des ursprünglichen Allein-Anwalts ist die multidisziplinäre Anwaltskanzlei getreten, deren spezialisierte Teams auf einer modernen Infrastruktur basieren und täglich mit Kanzleien und Klienten auf der ganzen Welt verbunden sind.
Vieles ist in den 50 Jahren bei Wenger Vieli aber auch gleich geblieben, namentlich die enge Verbundenheit unter den Partnerinnen und Partnern sowie der wertschätzende Umgang unter allen Mitarbeitenden. Gibt es für eine Anwaltskanzlei ein «Alleinstellungsmerkmal» oder gilt «Eine Anwaltskanzlei ist eine Anwaltskanzlei ist eine Anwaltskanzlei»? Wir sind fest davon überzeugt, dass bei Wenger Vieli unsere täglich gelebte Unternehmenskultur von differenzierender Bedeutung ist. Dazu gehören auch unsere Anlässe, vom Wanderwochenende bis zum bereits legendären Wenger-Vieli-Oktoberfest. Auch ein gemeinsames Feierabendbier nach der Arbeit in unserem Café Black trägt wesentlich zur Pflege der Geselligkeit bei. Dabei sind selbstverständlich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter admitted to the bar.
Will man einen Ausblick in die nächste Geländekammer wagen, so wird wohl die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung (mit Einsatz von künstlicher Intelligenz), zusammengefasst unter dem Begriff Legal Tech, das Berufsbild prägen und weiterentwickeln. Erste Versuche mit der Automatisierung der Vertragserstellung und von Due-Diligence-Aufgaben weisen den Anfang des Wegs. Wenger Vieli stellt in einem ersten Schritt Klienten und einem interessierten Publikum den «Wenger Vieli Digital Lawyer» mit Standardverträgen auf Deutsch und Englisch für einfache Lebenssachverhalte zur Verfügung. Auch Checklisten und Guidelines sowie ein Programm für die automatisierte Erstellung von Handelsregisterunterlagen stehen auf dieser elektronischen Plattform zum Download bereit. Die Partnerschaft von Wenger Vieli hat 2018/19 in mehreren Retreats unter professioneller Führung Strategieworkshops durchgeführt und die Ziele und Leitgedanken für die kommenden Jahre festgelegt. Daraus entsprang eine Vielzahl von richtungsweisenden Projekten, darunter auch zur Fragestellung, welche Arbeits- und Karrierebedingungen unsere Kanzlei der heutigen und der nächsten Generation von Anwältinnen/Anwälten und Steuerberaterinnen/Steuerberatern anbieten will, um weiterhin erfolgreich zu sein. Wenger Vieli basiert auf einer 50-jährigen Geschichte, verfügt über eine eng verbundene Partnerschaft und über ausgezeichnete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Funktionen sowie über eine leistungsfähige Organisation und eine hervorragende Infrastruktur. Entsprechend schauen wir den Entwicklungen in den kommenden Jahren mit Interesse und Zuversicht entgegen.